Als meine Grosse
noch klein war, hab ich immer gesagt, das Alter zwischen 1 und 3 Jahren wäre
das Schlimmste. Was ich damals noch nicht wusste ist, dass ich a) noch nicht
wusste, dass mich danach das Heulsusenalter heimsuchen würde (dazu mehr in
einem gesonderten Kapitel) und b) eines Besseren belehrt werden würde. Der
Kleine übertrifft alle meine Erwartungen um Längen.
Die Grosse wäre
einmal fast unter’s Auto gekommen. Ich holte sie von der Tagesmutter ab, die
nachmittags mit den Kindern immer auf den Spielplatz ging, wo ich dann das Kind
mit dem Fahrrad abholte. Währenddessen ich also das Fahrradschloss bearbeitete,
rannte die Grosse Richtung Strasse. Ich rief „Halt, Nein!“. Da lachte sie nur
und rannte weiter. Sie schmiss sich fast weg vor Lachen, als sie sah, dass ich
mich in Gang setzte, um ihr hinterher zu hechten. Da rannte sie gleich nochmal
nen Zacken schneller. Ein Meter bis zur Strasse war es dann noch, als ich sie
endlich erwischte. Da war sie fast zwei.
Der Kleine ist
jetzt 19 Monate alt. Er rennt grundsätzlich immer in eine andere als die
gewünschte Richtung, aber daran sind wir jetzt dank Schulung der Grossen
gewöhnt. Darauf kann man sich einstellen. Auch auf die Tatsache, dass es wohl
ein mathematisches Gesetz ist, dass sich die Geschwindigkeit des Kindes beim
Nachsetzen des Elternteils automatisch erhöht.
Nicht aber
einstellen kann man sich (oder nur sehr schwer) auf seine Kommunikationsformen.
Er schreit, beisst, zieht an den Haaren, bis dass die Grosse weint. Dann lacht
er.
In der Kita ist
er immer der Erste, der sein Essen fertig hat. Dann bedient er sich bei den
anderen. Wird ihm Einhalt geboten, schreit er. Er trampelt auch gern mit den
Füssen oder schmeisst sich auf den Boden. Wenn beim Abendessen die Grosse sich
einen Joghurt holt, will der Kleine auch einen. Und das sofort. Sofort heisst
„3 Sekunden“. Dann geht die Heulboje wieder an. Wenn Papa es wagt, sich ein
Stückchen Käse in den Mund zu schieben, schreit der Kleine so lange, bis er
auch ein Stück bekommt. Natürlich schreit er grundsätzlich bei Ankunft im
Hochstuhl, um seine Milchflasche einzufordern, sollte diese
unverantwortlicherweise vergessen worden oder noch in der Wärmphase sein.
Spielkameraden,
die nicht machen, was der Kleine will, werden mit Schrei-Attacken paralysiert.
Das funktioniert in der Kita ganz gut. Er bekommt, was er will, ausser wenn die
Erzieherinnen einschreiten. Sie nennen ihn „la terreur de la crèche“ (adR: der
Kita-Terrorzwerg). Mit zwei anderen Jungs wird hier viel kommuniziert über
schlagen, beissen, an den Haaren ziehen. Angeblich ist das nur eine Phase. Wenn
er dann spricht, wird alles besser.
Hoffen ist alles.
Ich habe einen Traum: irgendwann wieder „normal“ essen. Sofern das halt mit
zwei noch relativ kleinen Kindern geht. Träume bereichern das Leben.
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