Leo Lausemaus
möchte alles für sich behalten und nicht einmal mit seinem besten Freund
teilen. Ein Thema, das wir Eltern nur allzu gut kennen.
Warum ist es so
wichtig, teilen zu lernen? Wir geben doch auch nicht unser Handy aus der Hand,
wenn wir gerade dabei sind, eine SMS zu schreiben und unser Freund vorbeikommt
und sagt „Gib mir mal bitte Dein Handy, ich möchte telefonieren“ Da sagen wir
doch auch „warte bitte mal ne Sekunde, ich muss meine SMS zu Ende schreiben“.
Sohnemann soll aber sofort sein Lieblingsbuch abgeben, wenn ein anderes kleines
plärrendes Kind es ihm aus der Hand reisst? Ist nicht logisch, oder? Warum
bringen wir unseren Kindern bei, kleinbei zu geben, wenn ein „Angriff“ auf die
eigene Integrität erfolgt?
Besser wäre doch,
Geduld zu üben und fertig spielen zu lassen. „Ich gebe Dir die Puppe, wenn ich
fertig gespielt habe“. Damit entwickeln wir bei dem einen Kind die Geduld und
bei dem anderen die Freude zu teilen. Und nicht vergessen, dem geduldigen Kind,
das so lange gewartet hat, dann auch das Spielzeug zu bringen, um das wärmende
Gefühl kennenzulernen, wie schön es ist, einem anderen eine Freude zu bereiten.
Dinge in Besitz zu nehmen und sie
gegen andere zu verteidigen, ist angeboren. Die meisten Kinder fangen mit etwa
18 Monaten an, alles, was sie gerade in der Hand halten, mit einem
nachdrücklichen „Meins!“ als ihres zu deklarieren. Und dieses „Meins!“ gilt es
festzuhalten, denn wer weiß, ob man es wiederbekommt? Dieses natürliche Verhalten hat schon den Höhlenmenschenkindern das Überleben gesichert. Das Besitzdenken geht sogar so weit, dass sich Kleinkinder oft mit den Gegenständen, an denen sie hängen, körperlich identifizieren. Sie sind ein Teil von ihnen. Nimmt sie jemand weg, fühlen sie sich existenziell bedroht.
Im Gegensatz dazu ist Teilen eine soziale Fähigkeit, die jeder Mensch mühsam erlernen muss. Da die Vorstellung, jemandem etwas abzugeben, dem angeborenen Instinkt widerspricht, ist das nicht so einfach. Es dauert, bis Kinder merken, dass sie nicht zu kurz kommen, wenn sie teilen, und dass es sogar von Vorteil sein kann. Wir Großen wissen, dass es mehr Spaß macht, zu zweit ein Eis zu essen als allein. Ein Kind muss das erst lernen. Kleine Kinder haben noch eine andere Zeit-Wahrnehmung als Erwachsene.
Dazu kommt, dass kleine Kinder sich selbst als den Mittelpunkt des Universums betrachten. Um den Wunsch zu verspüren, jemandem etwas abzugeben, muss man sich vorstellen können, was derjenige gerade fühlt. Ob er traurig ist oder fröhlich, einsam oder wütend. Wer aber gerade erst dabei ist, sein „Ich“ zu entdecken, ist mit dem „Du“ völlig überfordert. Ein wirkliches Gespür dafür, was in anderen vorgeht, entwickeln die meisten Kinder erst mit etwa 4 oder 5 Jahren. Das heißt aber nicht, dass man das Teilen nicht schon vorher üben sollte.
Selbst wenn die Einsicht in das „Warum“ erst später kommt, sind auch unter Dreijährige durchaus in der Lage zu begreifen, dass bestimmte Verhaltensweisen, wie etwa einem anderen etwas wegzunehmen, nicht erwünscht sind. Wer auf dem Spielplatz mit dem Bobbycar eines Freundes fahren möchte, muss ihn vorher fragen. Und gegebenenfalls ein „Nein“ akzeptieren. Das ist Übungssache.
Und wenn sich 2 um ein Spielzeug streiten? Am besten abwarten, ob die Kinder das nicht unter sich ausmachen können. Die übliche Lösung der Spielplatzeltern, dem einen das Streitobjekt wegzunehmen und dem anderen zu geben, ist die schlechteste Lösung. Wenn man Kinder zum Teilen zwingt, werden sie ihren Besitz nur umso erbitterter verteidigen.Besser ist es, mit Kindern über das, was passiert ist, später zu reden, wenn sich der Sturm gelegt hat. Das ist auch eine gute Gelegenheit, über Gefühle zu sprechen, die eigenen und die des anderen. Je öfter man das macht, desto schneller entwickelt sich beim Kind Einfühlungsvermögen.
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