Ich bin etwas spät dran: Eigentlich war es
schon Anfang März 2003, als ich mit meinem Ex-Freund und unserem Hab und Gut aus Rom
mit dem Zug nach Nizza gekommen bin. Wir hatten 10 Gepäckstücke und haben
mächtig geflucht, als wir auf dem Bahnsteig feststellten, dass es keinen Aufzug
gab und wir die ganzen Sachen die Treppen runter und dann auf der anderen Seite
die Treppen wieder hoch schleppen mussten. Es war ein unglaubliches Gefühl von
Freiheit, von heute auf morgen die Sachen zu packen und einfach das Land zu
wechseln. Französisch sprach ich damals kaum, ich hatte 6 Monate lang in Rom an
der Abendschule einen Anfängerkurs mitgemacht, einmal wöchentlich 2 Stunden.
Das ist gelinde gesagt so gut wie nichts. Es hat mich genervt, in Nizza im Bus
nicht zu verstehen, was die Leute sich unterhalten, komisch, was? Nach einem
Monat fand ich einen Job im Hotel. Beim Vorstellungsgespräch hatte ich Glück:
der Direktor war einer, der sich gern reden hörte. Ich verstand ungefähr 30 %
von dem, was er sagte und bejahte ab und an seine Aussagen. Das war ausreichend.
Dann hatte ich wieder Glück an der Rezeption dieses Hotels: eine Indonesierin,
die sehr gut englisch sprach, hat mir da sehr geholfen und alles erklärt. Die
schwierigste Hürde war das Telefon.
Wenn ein Korsikaner französisch spricht und das am Telefon....Mein
Sprachtalent hat mich gerettet: ich lernte schnell, ich hatte ohnehin keine
Wahl.
Heute nun, nach 5
Jahren Nizza und fast 7 Jahren Bordeaux kann ich sagen, dass ich angekommen
bin. Obwohl das nicht heisst, dass ich nicht auch woanders hingehen würde. Aber
es muss schon interessant und spannend sein, ansonsten kriegen mich hier keine
zehn Pferde weg.
Unglaublich,
damals hätte ich das nie und nimmer gedacht. Ich bin nach Frankreich gegangen,
weil mein Ex-Freund mich davon überzeugt hat, dass Französisch gut auf meinem
Lebenslauf aussehen würde. Trotz meiner Vorurteile (Franzosen sind arrogant und
oberflächlich!) habe ich mich dazu breitschlagen lassen. Also gut, hab ich mir
gesagt: ein Jahr kann ja nicht schaden und dann gehe ich wieder dorthin zurück,
wo ich mich bis dato am wohlsten gefühlt hatte: in den spanischsprachigen Raum,
vor allem in Lateinamerika.
Nix da. Aus einem
Jahr Nizza wurden zwei, dann kam die Trennung von meinem Ex. In der
Zwischenzeit hatte ich einen Hund. Im dritten Jahr nach meiner Ankunft lernte
ich den Vater meiner Kinder kennen, der Franzose ist und dann nahm das Leben
seinen Lauf. Ich wäre aber nie solange geblieben, wenn es mir nicht gefallen
hätte. Aus Rom wollte ich weg, das wusste ich schon nach 6 Monaten, obwohl für
mich Rom die schönste Stadt überhaupt ist. Komisch, was?
Als ich schwanger
wurde, dachten wir, dass die Côte d'Azur wohl nicht die beste Umgebung ist, um
mit Kindern zu leben: zu viel Schicki-Micki Bling-Bling. Also auf in Richtung
Bordeaux, dort wohnten zu dem Zeitpunkt die Eltern meines Mannes schon seit 2-3
Jahren.
Tja und nun bin
ich hier seit 7(!) Jahren. Ich liebe die Region. Ich liebe Bordeaux. Es gibt
sicherlich noch andere schöne Regionen in Frankreich, ich kenne einige (das
Var, die Provence, das Ardeche, die Bretagne), aber ich denke, ich bin doch in
einer der für mich schönsten gelandet.
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