Wenn der Herr Sohn sich dann
endlich zum Esstisch begibt, nach einigen Zwischenstationen in Schwesters
Gemach, in seinem eigenen Zimmer, um seine Autokiste ins Wohnzimmer zu transportieren
und dort sämtliche Matchbox-Autos auszupacken und dann schliesslich nach
mehreren Aufforderungen seine Schritte gen Esstisch lenkt: dann geht es erst
richtig los.
Er wird auf seinen Stuhl
gesetzt, das scheint ihm nicht immer zu gefallen.
OK, dann eben wieder runter.
Ist auch nicht gut. OK, dann wieder hoch, jetzt geht es schon ein wenig besser.
Er zetert noch, aber leiser.
Papa will Obstsalat in seine
Schüssel tun, Gemach! Was der Herr Sohn nicht selbst zum Verspeisen gewählt
hat, wird unwirsch mit einer Handbewegung vom Tisch gefegt. Das war knapp. Die
Obstschüssel konnte gerade noch abgefangen werden.
Gut, der Herr möchte Müsli.
Er möchte es sich selbst in die Schüssel tun, das ist aber schwierig, da die
Müslibüchse etwas voll ist. Da wir keine Lust haben, das Müsli über den
gesamten Esstisch zu verstreuen, wird Hilfe angeboten. Mit dem üblichen
Geschimpfe landet Schokomüsli in seiner Schüssel. Beflissentlich möchte man ihm
Milch einschenken, Gemach! Heute vielleicht Müsli ohne Milch. Aber Milch doch
bitte in das Glas, Mensch eh echt.
Das Frühstücks-Roulette eben: erst Obstsalat
und dann Müsli, oder erst Müsli und dann Obstsalat, oder überhaupt keinen
Obstsalat. Müsli mit Milch. Müsli ohne Milch. Milch im Glas, damit Herr Sohn es
in die Schüssel giessen kann, was natürlich nicht ohne Schaden abgeht, aber wen
stört das noch. Oder gar keine Milch. Möchtest Du noch Milch, mein Sohn? –
Unwirsches: „Non“. Dann bringe ich jetzt die Milchflasche in die Küche –
Geschrei! Aber doch, er will noch Milch.
Er spielt mit dem Essen.
„Willst Du nicht mehr essen?“ – „Non“ (AdR: Lieblingsantwort des
Sohnemanns). Man wage es, ihm den Teller/die Schüssel einige Zentimeter zu
entziehen- Gezeter.
Ich überdenke meine Vision,
alle Mahlzeiten müssten gemeinsam und in Familie eingenommen werden. Es besteht
die Möglichkeit, dass ich in naher Zukunft wegen eines Magengeschwürs gar
nichts mehr esse.Und dann geht es Richtung Auto. Auch schön. Rücken schön durchdrücken, vielleicht kann der Transport in irgendeiner Art und Weise verhindert oder zumindest verzögert werden.
Wann war das nochmal vorbei mit dem Trotzalter?
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