Impressum

09.09.14

Teil 2: Wie lebt man im Himmel?

Und wir diskutieren weiter über den Tod, die Tochter und ich.
Tochter: Wenn Ihr da oben seid (AdR: im Himmel), dann wartet gleich beim Loch auf mich, damit ich Euch finde, wenn ich komme.
Ich: Natürlich, meine Maus. Wir sind immer für Dich da.
Tochter: Kann man von den Wolken runterfallen?
Ich: Nein.
Tochter: Wo wohnt und schläft man dort oben?
Ich: Du kommst in ein grosses Reich für alle und schlafen brauchst Du nicht mehr.
Tochter (verwundert): Bin ich dann wieder Kind?
Ich: Nein. Du behältst das Alter, in dem Du in den Himmel kommst, Du wirst aber nicht älter.
Tochter: Ich will aber immer Kind sein #bockigesgesichtmach.
Ich: Das ist jetzt aber kein aktuelles Thema. Du lebst erst mal noch ganz viele Jahre auf dieser Erde.
Tochter: Hmmm.
Ich warte auf die Fortsetzung des Gesprächs.

Eure Kinder sind nicht eure Kinder



Ein sehr schönes Zitat, das uns daran erinnert, dass unsere Kinder nicht nach unseren Wünschen geformt werden und nicht unsere Erwartungen erfüllen sollen.

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931

08.09.14

Essen mit einem Trotzkopf: das Frühstücks-Roulette


Essen mit einem Trotzkopf. Es fängt morgens schon an: das Frühstücks-Roulette.
Wenn der Herr Sohn sich dann endlich zum Esstisch begibt, nach einigen Zwischenstationen in Schwesters Gemach, in seinem eigenen Zimmer, um seine Autokiste ins Wohnzimmer zu transportieren und dort sämtliche Matchbox-Autos auszupacken und dann schliesslich nach mehreren Aufforderungen seine Schritte gen Esstisch lenkt: dann geht es erst richtig los.
Er wird auf seinen Stuhl gesetzt, das scheint ihm nicht immer zu gefallen.
OK, dann eben wieder runter. Ist auch nicht gut. OK, dann wieder hoch, jetzt geht es schon ein wenig besser. Er zetert noch, aber leiser.
Papa will Obstsalat in seine Schüssel tun, Gemach! Was der Herr Sohn nicht selbst zum Verspeisen gewählt hat, wird unwirsch mit einer Handbewegung vom Tisch gefegt. Das war knapp. Die Obstschüssel konnte gerade noch abgefangen werden.
Gut, der Herr möchte Müsli. Er möchte es sich selbst in die Schüssel tun, das ist aber schwierig, da die Müslibüchse etwas voll ist. Da wir keine Lust haben, das Müsli über den gesamten Esstisch zu verstreuen, wird Hilfe angeboten. Mit dem üblichen Geschimpfe landet Schokomüsli in seiner Schüssel. Beflissentlich möchte man ihm Milch einschenken, Gemach! Heute vielleicht Müsli ohne Milch. Aber Milch doch bitte in das Glas, Mensch eh echt. 
Das Frühstücks-Roulette eben: erst Obstsalat und dann Müsli, oder erst Müsli und dann Obstsalat, oder überhaupt keinen Obstsalat. Müsli mit Milch. Müsli ohne Milch. Milch im Glas, damit Herr Sohn es in die Schüssel giessen kann, was natürlich nicht ohne Schaden abgeht, aber wen stört das noch. Oder gar keine Milch. Möchtest Du noch Milch, mein Sohn? – Unwirsches: „Non“. Dann bringe ich jetzt die Milchflasche in die Küche – Geschrei! Aber doch, er will noch Milch.
Er spielt mit dem Essen. „Willst Du nicht mehr essen?“ – „Non“ (AdR: Lieblingsantwort des Sohnemanns). Man wage es, ihm den Teller/die Schüssel einige Zentimeter zu entziehen- Gezeter.
Ich überdenke meine Vision, alle Mahlzeiten müssten gemeinsam und in Familie eingenommen werden. Es besteht die Möglichkeit, dass ich in naher Zukunft wegen eines Magengeschwürs gar nichts mehr esse.
Und dann geht es Richtung Auto. Auch schön. Rücken schön durchdrücken, vielleicht kann der Transport in irgendeiner Art und Weise verhindert oder zumindest verzögert werden.
Wann war das nochmal vorbei mit dem Trotzalter?

Mit einer 6-jährigen über Krebs diskutieren


Mit einer 6-jährigen über Krebs diskutieren, das geht so:
Tochter: Rocky (AdR: unser vor 3 Jahren verstorbener Hund) war sehr krank, als er gestorben ist, nicht wahr?
Ich: Ja, mein Mäuschen.
Tochter: Wir haben nicht richtig aufgepasst und deshalb ist er krank geworden, stimmt’s?
Ich: Nein, so einfach ist das nicht. Rocky war nicht erkältet und hatte Schnupfen und Husten oder so was, er hatte eine schwere Krankheit. Diese Krankheit nennt man Krebs. Man kann nicht viel dagegen tun, man bekommt es einfach. Das sind ganz böse Keime, die sich im Körper festsetzen und ihn von innen auffressen.
Tochter (verängstigt): Da muss man gleich zum Arzt gehen, stimmt’s?
Ich: Ja, haben wir ja auch gemacht mit Rocky. Nur war es schon zu spät. Er war zu krank.
Tochter: Warum sind wir dann nicht eher mit ihm zum Arzt gegangen?
Ich: Weil wir es nicht eher gemerkt haben. Rocky hat es auch nicht gemerkt. Er hatte erst Schmerzen, als es schon zu spät war.
Aber es ist nicht immer zu spät. Oma z.B. hatte auch Krebs, aber der Arzt hat es rechtzeitig bemerkt und jetzt ist sie wieder gesund.
Tochter: Wenn Ihr (Mama & Papa) irgendwas, aber auch irgendwas merkt, müsst Ihr gleich am nächsten Tag zum Arzt gehen, versprichst Du mir das?
Ich: Ja, mein Mäuschen.